Er lebt ein Jetset-Leben, scheffelt Geld mit Werbung für sonnenklar.TV undVerivox, leitet die Bekleidungsunternehmen Uncle Sam und Roberto Geissini und belustigt (oder irritiert) Fernsehzuschauer in seiner Reality-Show auf RTL 2 „Die Geissens – Eine schrecklich glamouröse Familie“: Robert Geiss.
Nun hat er sich mit seinem Aktienfonds „Reich mit Geiss“ auch am Börsenparkett ein Zuhause geschaffen. Und er ist nicht der erste Promi, der Anlageempfehlungen gibt: Sie erinnern sich vielleicht noch an Manfred Krug, der in den 90er Jahren die Aktie der Deutsche Telekom AG anpries. Oder Guido Maria Kretschmer, der nicht nur auf VOX die „Shopping Queen“ sucht, sondern Anfang 2015 für die Frankfurter Oil & Gas Invest AG ein Erdöl-Investment bewarb.
Verlockend lohnt sich nicht immer
Diese perfekt inszenierten Anlagetipps sind für Kleinanleger so verlockend. Ist ja auch klar: So ein Selfmade-Multimillionär weiß eben, wie es geht. Und einem Manfred Krug und „dem Guido“ vertrauen die Menschen per se. Doch Vorsicht: Dies sind Massenmodelle. Diese Anlageformen sind von der Finanzindustrie gemacht, agieren nach Schema F und sind ausschließlich darauf ausgerichtet, Kleinanleger mit ihrer Marketingmaschine anzuziehen.
Warum diese Masche dennoch funktioniert? Weil Promis als Gallionsfiguren herangezogen werden und sie die Anleger positiv stimmen. Je bekannter die Berühmtheiten sind, desto mehr sprechen sie die Kleinanleger an und desto mehr Geld sammeln sie für den Aktienfonds ein. Der Personenkult und die Botschaft „langfristig anlegen“ wiegen schwerer als die eigentliche Frage nach einer sinnvollen Rendite. Und genau deshalb ist es so wichtig, dass gerade Privatanleger diese Aktienfonds hinterfragen und sich nicht durch die Show in die Irre führen lassen.
Nur die Minderheit verdient
Denn um etwas über die Rendite zu erfahren, müssen Anleger nachfragen. Ein offensichtliches Ertragsversprechen finden sie in der Werbung nicht, denn kein Promi will sich letztlich an einer Rendite messen lassen oder sogar seinen guten Ruf verlieren. „Reich mit Geiss“ beziffert die Rendite immerhin auf 4 % plus – also mit der Option auf mehr. Das lockt natürlich Kleinsparer, die auf ihrem Sparbuch 0 % Zinsen erhalten. Doch im Vergleich zu einem erfolgreichen Aktieninvest sind das Peanuts: selbst eine schlichte Daueranlage in Aktien rentiert langfristig bei durchschnittlich 6 bis 7 %.
Generell ist zu beobachten, dass Anlagestrategien von Börsengurus und Promis – also denen, die in den Medien sichtbar werden und auf Anlegerfang gehen – häufig weit unter dem Markt performen.
Ich will die Modelle damit gar nicht verteufeln. Ich finde es sogar gut, dass es sie gibt. Denn sie lenken die große Masse der Privatinvestoren auf ihre Anlageformen und lassen die Nischen und durchdachten Anlagestrategien für die Minderheit übrig. Und Tatsache ist: An der Börse verdient nur ein geringer Teil der Anleger richtig gut. Das Gros der Anleger, die sich an generische Methoden halten, verliert – oder gewinnt nur unterdurchschnittlich wenig.
Für sämtliche Privatanleger ist es wichtig zu verstehen, dass das, was am Markt und in den Medien passiert, nicht optimal ist – jedenfalls nicht für die Kleinanleger, deren Vermögen sich früher oder später in den Taschen der Fondsgesellschaften und Prominenten wiederfindet.
Mit Strategie gehören Sie dazu
Wenn Sie sich nun fragen, welcher Strategie Sie dann überhaupt vertrauen können, wenn Fondsdaueranlagen nichts bringen, ist meine Antwort ganz klar: Ihrer eigenen. Informieren Sie sich, bauen Sie Ihre eigene Strategie auf – am besten mit einem zyklischen Börsenmodell –, verinnerlichen Sie sie und halten Sie sich dann sklavisch daran. Lassen Sie sich bloß nicht von Werbebannern oder irgendwelchen Parolen verleiten.
Natürlich ist das zeitaufwendiger, als einfach nur Anteile eines Aktienfonds zu kaufen und dann abzuwarten. Aber wenn Sie selbstständig anlegen und verstehen, was Sie da machen, können Sie selbst festlegen, wohin Ihre Reise an der Börse gehen soll, und werden langfristig erfolgreicher sein.
Alles, was Sie investieren müssen, ist ein wenig Zeit – eine Zeit, die sich leider die wenigsten Privatanleger nehmen.
Und wenn Ihnen der Aufwand zu groß ist, suchen Sie sich einen erfahrenen Partner. Aber bitte einen, der Sie nicht blind Anteile kaufen lässt, sondern Sie befähigt, selbst zu entscheiden, wann, warum Sie wo investieren.