Was fällt Ihnen zur Farbkombination blau-weiß ein?
Ich tippe mal, ganz oben steht der Freistaat Bayern. Einige von Ihnen werden an Schalke denken, andere an Griechenland, Funkenmariechen oder den lokalen Sportverein.
Ich denke dabei an Kredite – und zwar an Darlehen, die aus purem Eigennutz vergeben werden.
FC Bayern gegen die Löwen 0:0
So wie die 11 Mio. Euro in München. Mit der Finanzspritze rettete der FC Bayern die Löwen 2006 vor der Insolvenz. Nachdem die erste Bundesliga auf Dauer in weite Ferne geraten war und sogar der Abstieg in die dritte Liga drohte, wog das Pfund der Mitinvestition in die Allianz-Arena deutlich zu schwer. Und auch 2011 half der Rekordmeister seinem Stadionpartner, liquide zu bleiben – zum Leidwesen einiger Fans.
Um in den Worten von Uli Hoeneß zu sprechen: Die Bayern-Hilfe gab es nur aus „knallharten wirtschaftlichen Gründen“. Schließlich wären die Kosten für die neue Spielstätte durch die Insolvenz von 1860 auch für den FC Bayern deutlich höher und die Einnahmen deutlich geringer gewesen. Der Vereinsmanager Hoeneß sprach davon, dass 1860 ein Traditionsverein sei und dass Bayern München mit für sie relativ geringen Mitteln gerne dazu beitrage, dass der Nachbarverein überlebt.
Schützenhilfe in Europa
Ein gemeinschaftliches Projekt und mit geringen Mitteln viel bewirken – da bin ich gedanklich sofort bei Europa und den Rettungspaketen wie z.B. für Griechenland. Das ist doch genau dieselbe Konstellation.
Die starken Staaten wie etwa Deutschland, Frankreich, Österreich und die Niederlande setzen sich in der europäischen Gemeinschaft für Länder ein, die finanziell nicht so gut gestellt sind. Sie unterstützen mit relativ geringen Mitteln die Wirtschaft der Nachbarländer wie Spanien und Griechenland, um selbst davon zu profitieren.
Doch die Stimmen, die diese Vorgehensweise im Gemeinschaftsprojekt Europa kritisieren, sind – wie ich finde, ungerechtfertigt – extrem laut. So etwas gibt es schon seit Beginn der Wirtschaftsgeschichte. Denken Sie nur einmal an die 70er und 80er Jahre zurück. Damals stand die Kreditvergabe der USA und der Europäer an Dritte-Welt-Nationen unter ähnlicher Kritik.
Aber warum passiert das überhaupt? Wie bei den Bayern schlicht aus knallharten wirtschaftlichen Gründen.
Deutschland profitiert am meistens vom Euro
Mal ehrlich: Vor allem die Kritiker in Deutschland sollten meiner Meinung nach nicht zu sehr an der Währungsunion rumnörgeln. Die Bundesrepublik profitiert sehr stark vom Euro und sorgt mit ihren Krediten in Europa weiter für Waffengleichheit. Ja, Sie haben richtig gelesen: Waffengleichheit – nicht im Sinne von militärischen Waffen, sondern von Wettbewerbsvorteilen.
Zu DM-Zeiten war die starke Exportnation nämlich deutlich im Nachteil, wenn eine globale Wirtschaftskrise bevorstand. Denn das internationale Anlagekapital suchte in unsicheren Zeiten Schutz in der deutschen Währung und sorgte damit für eine Verteuerung der Währung, was sich bekanntlich nicht sehr positiv auf den Export auswirkt.
Deutschland und die anderen starken europäischen Staaten halten mit ihrer finanziellen Unterstützung zudem potenzielle Käufer ihrer Waren am Leben. Was wäre wohl, wenn die deutsche Wirtschaft keine Waren mehr nach Griechenland, Italien, Spanien und Co. exportieren könnte?
Mitgehangen mitgefangen
Ob die Bayern, Europa oder der Kleingartenverein nebenan – wenn Sie ein gemeinsames Projekt mit gemeinsamen finanziellen Interessen haben, gilt das Motto „mitgehangen, mitgefangen“. Bei der EU-Politik nur schwarz oder weiß zu sehen, ist aber nicht die Lösung und bringt weder den einzelnen noch die Gemeinschaft weiter. Denken Sie doch einmal zurück, wie es enden kann, wenn Geschäftspartner pleite gehen, war während der Finanzkrise schmerzlich bei der Investmentbank Lehman Brothers zu spüren.
Und noch ein wichtiger Punkt, der in der öffentlichen Diskussion überhaupt nicht beachtet wird: Deutschland – oder vielmehr: der deutsche Steuerzahler – nimmt Dank guter Bonität am Kapitalmarkt für fast null Prozent Geld auf und verleiht es zu deutlich höheren Zinsen an wirtschaftlich schwache Nationen. Also wenn diese Konstellation aus profitabler Kreditvergabe und einem Wirtschaftswachstum fördernden Warenexport kein gutes Geschäft ist, dann weiß ich auch nicht. Die Aktienmärkte haben das übrigens schon längst erkannt und steigen deshalb weiter.
Daher mein Appell: Schluss mit den Forderungen wie z.B. nach einem Grexit und den Stammtischparolen zum Scheitern von Europa. Ein Prost auf einen funktionierenden Wirtschaftskreislauf und gemeinsame Projekte in Europa und Bayern.