In den 1990er Jahren versetzten Thomas Gebert, Paul Hüsgen und Martin Gebert die Anleger in Aufruhr. Mit ihrem Modell, dem Gebert-Indikator, schufen sie eine für Anleger leicht umsetzbare Methode, um die Kursentwicklung des DAX zu prognostizieren. Bis heute ist eine eiserne Fangemeinde von der Vorhersagekraft des Gebert-Indikators überzeugt. Gleichzeitig herrschen viele Zweifel.
Inwiefern sind diese berechtigt? Und auf was sollten Sie achten, wenn Sie auf Grundlage des Gebert-Indikators Börsenentscheidungen treffen?
Gut kombiniert im Gebert-Indikator
Lassen Sie uns zunächst genauer betrachten, wie sich der Gebert-Indikator zusammensetzt: Denn was diesen Indikator außergewöhnlich macht, ist die Kombination von vier Einzelindikatoren:
- Der Leitzins
- Die Inflationsrate
- Der Euro/Dollar-Wechselkurs
- Die Saison
Treten drei dieser vier Kriterien auf, liefert der Gebert-Indikator Ihnen ein Kaufsignal: der Leitzins der EZB (davor Deutsche Bundesbank) sinkt, die Inflationsrate ist niedriger als vor 12 Monaten, der US-Dollar liegt gegenüber dem Euro höher als vor einem Jahr und das Börsengeschehen ereignet sich zwischen dem 1. November und dem 30. April. Werden die Bedingungen nicht erfüllt, führen umgekehrt mindestens drei der vier Faktoren zu einem Verkaufssignal.
Genau hinsehen
Diese unkomplizierte Berechnung ist ein großer Vorteil des Gebert-Indikators. Dennoch sollten Sie als Anleger genau hinschauen, welche Werte in die Betrachtung fließen. So wurde in einigen Berechnungen, die die Vorhersagekraft des Gebert-Indikators bestätigen, die Inflationsrate in Deutschland zugrunde gelegt. In anderen Fällen bezogen sich die Daten allerdings auf die Inflationsrate der EU. Diese Inkonsistenz führt aus meiner Sicht zu folgender Herausforderung:
Wenn ein neues Modell Gültigkeit besitzt, das auf die Euro-Inflation abzielt, dann gibt dieses nur Auskunft über die letzten 20 Jahre. Eine Langzeitbetrachtung ist dagegen nur möglich, wenn die deutsche Inflationsrate ausschlaggebend ist.
Strategisch an der Börse
Deshalb möchte ich Sie dafür sensibilisieren, genau hinzuschauen, welche Inflationsrate als Grundlage für die Berechnung des Kaufsignals verwendet wurde. Nichtsdestotrotz ist der Gebert-Indikator ein gutes Beispiel dafür, wie Sie mithilfe eines Modells strategisch an der Börse agieren können.
Nicht verheimlichen möchte ich Ihnen, dass Sie eine große Portion Disziplin benötigen, um solchen Modellen zu folgen. Schließlich brauchen Sie einen langen Atem, bis sich nennenswerter Erfolg einstellt. Sie durchleben also einige Börsenauf- und abschwünge, in denen Sie sich hin und wieder gegen Ihr Bauchgefühl entscheiden müssen, wenn Sie den Indikationen des Gebert-Indikators hundertprozentig treu bleiben wollen. Sie müssen dazu bereit sein, trotz Ihrer psychologischen Widerstände den Signalen des Indikators zu folgen. Nur so überstehen Sie Durchstrecken, die immer wieder auftreten.
Blick nach links und rechts
Ich kann gut nachvollziehen, dass das viele Anleger stört und Sie deshalb davor zurückstrecken, sich auf Modelle wie den Gebert-Indikator zu verlassen. Deshalb steht es Ihnen natürlich frei, sich umzuschauen. Fragen Sie sich, welche Methode oder welches Indikatormodell am besten zu Ihren Zielen passt. Prüfen Sie, mit welchem Verfahren Sie die besten Ergebnisse erzielen.
Da mir durchgängig verfügbare Daten als Grundlage wichtig sind, setze ich persönlich nicht auf amtliche Inflationsstatistiken die Indikatormodelle wie der Gebert-Indikator verwenden. Stattdessen bevorzuge ich revisionssichere Finanzmarktdaten als Grundlage für die Berechnung von negativen und positiven Börsenphasen. Indem ich überprüfte Gesetzmäßigkeiten zugrundelege, habe ich über die Jahre viel Gelassenheit beim Anlegen gefunden. Und die wünsche ich Ihnen in jedem Fall – ganz egal, welche Strategie Sie verfolgen.
Übrigens, mehr über Erfolgsfaktoren für die Börse erfahren Sie in meinem aktuellen Buch, hier geht’s auch zur Leseprobe.