Ebay hat es gemacht: PayPal wurde 2015 als eigenständige Aktiengesellschaft abgespalten.
2014 brachte Rocket Internet seinen Online-Shop Zalando in den MDax.
Fiat Chrysler ermöglichte Anfang 2016 Ferrari sein Debüt an der Mailänder Börse.
Welche Schlüsse können Anleger daraus ziehen, wenn Konzerne einzelne Geschäftsbereiche an die Börse geben? Empfiehlt es sich zu kaufen oder nicht?
Vielfältige Gründe, Geschäftsbereiche abzustoßen
Wenn Sie sich die vergangenen Börsenjahrzehnte anschauen, können Sie feststellen: Das Tamtam um die Börsengänge war zumeist sehr groß, doch für Aktionäre gab es selten Anlass zur Freude.
Denn die Motive für eine Abspaltung sind gleichermaßen vielfältig wie undurchsichtig: die Weiterentwicklung des Konzerns, die Kapitalisierung soll zwingend notwendiges Geld für marode Geschäftsbereiche fließen lassen oder die Unternehmen argumentieren mit einer höheren unternehmerischen Flexibilität für den abgespaltenen Geschäftsbereich.
Die verschiedenen Gründe, warum sich Geschäftsbereiche „selbstständig machen“ geben kaum einen Anhaltspunkt für Ihre Kaufentscheidung.
Als Neuling auf dem Börsenparkett
Die bisherige Performance der Aktie auch nicht: Wenn ein Unternehmen komplett neu an der Börse ist, können Sie ja nicht aufgrund der Kurshistorie entscheiden. Ob die Aktie einem Aufwärts- oder Abwärtstrend folgt, wird ja erst die Zukunft zeigen. Die Neuemission zu kaufen, wäre also ein Glücksspiel.
Meine Erfahrung zeigt: Die Wahrscheinlichkeit, dass die neue Aktie nach der Abspaltung erst einmal eine Durststrecke durchläuft, ist größer, als dass sie sich positiv entwickelt. Ich habe in meiner Börsenforschung viele Neuemissionen analysiert und das Ergebnis zeigt, die Chancen für einen positiven Verlauf liegen generell weit unter 50 %. Und diese Wahrscheinlichkeit ist für eine Kaufentscheidung deutlich zu gering.
Schauen Sie sich die Beispiele an: Ferrari, PayPal oder Zalando – aller Anfang ist schwer. Als eine große Ausnahme erschienen da Boom-Zeiten wie die des Neuen Marktes im Jahr 2000. Zunächst stiegen die Aktien nach der Emission wie die der Siemenstochter Infineon oder die von der Deutschen Telekom abgespaltene T-Online steil an, bevor ihre Kurse im gleichen Jahr dann schließlich doch einbrachen und unter die Ausgabekurse rutschten.
Grundsätzlich bleibt Ihnen deshalb bei einer Neuemission: Steigen Sie nicht zu wohlmöglich überteuerten Startkursen ein. Warten Sie besser erst ab, ob sich das Unternehmen tatsächlich etabliert und wie sich der Kurs entwickelt. Und wie bei jedem Aktienkauf gilt es natürlich auch hier, die allgemeine Börsentendenz zu beachten.
Was die Abspaltung für die Aktie der Mutter bedeutet
Und was passiert mit dem Mutterunternehmen? Das versucht in erster Linie, erstmal ordentlich Kasse zu machen. Nun könnten Sie meinen, dass das gut für die Aktie wäre. Dem ist aber nicht so – denn meist trennen sich die Konzerne von maroden Bereichen, nicht von florierenden. Somit ist eine Abspaltung von Unternehmensbereichen oft auch ein Zeichen dafür, dass das Management nicht in der Lage ist, den Konzern optimal zu steuern, und durch die Neuemission versucht, sich zu rekapitalisieren.
Wenn Sie Aktien des Mutterkonzerns halten: Schauen Sie unbedingt genauer hin, wie es dem Unternehmen geht, wie die Branche und auch das Land tendieren. Denn eine Abspaltung einzelner Geschäftsbereiche ist unter Umständen auch ein starkes Verkaufssignal. Oder zumindest kein Kaufsignal: Denn in den seltensten Fällen – so zeigt es die Börsenhistorie – entwickelt sich anschließend auch die Aktie der Mutter zum Vorteil der Anleger.
Nach dem Anfangshype folgt der Absturz
Springen Sie also keinesfalls auf den Anfangshype auf. Denn als Außenstehender erhalten Sie weder Klarheit über die Gründe der Abspaltung, noch können Sie Erfahrungswerte des Papiers in Ihre Kaufentscheidung einfließen lassen – und das sind nunmal zwei wichtige Kriterien, die Sie in Ihre Anlageentscheidung einbeziehen sollten.
Und auch die zahlreichen Beispiele aus der Vergangenheit zeigen: Nach einer Abspaltung haben sich die meisten Kurse erst einmal entweder seitwärts bewegt oder den Abflug gemacht. Eine deutlich positive Entwicklung gab es selten.
Also doch: Erstmal abwarten und Tee trinken.