Dienstagabend, Leschs Kosmos im ZDF – eine, wie ich finde, immer wieder interessante Wissenschaftssendung. Professor Harald Lesch beleuchtet komplexe Themen sehr anschaulich, sympathisch, aber auch gesellschaftskritisch. Die letzte Sendung wurde mit dem Titel „Geldgier – Wahnsinn mit Methode“ angekündigt. Mein Interesse war geweckt.
Ich saß also gebannt vor dem Fernseher: Unter anderem wurde die schnelle Welt des Hochfrequenzhandels kritisch betrachtet und die Gefahr, der immer größer werdenden Gier der Finanzmarktteilnehmer. Ein faszinierendes Thema.
Maschine vs. Mensch
Ende der 80er Jahre fing es langsam an, dass Computer programmiert wurden, die selbstständig Kauf- und Verkaufsentscheidungen treffen. Was steckt dahinter? Die Computer durchkämmen an den Märkten systematisch Orderströme und berechnen mit sehr komplexen Algorithmen, ob ein Kauf oder Verkauf sinnvoll ist. Und das immer mit dem Ziel, die maximale Rendite zu erzielen.
Das machen erfahrene Investoren und Privatanleger prinzipiell auch: Sie sondieren den Markt und leiten daraus Handlungsimpulse ab. Die Maschinen haben jedoch einen entscheidenden Vorteil. Sie sind deutlich schneller. Ein Wimpernschlag eines Menschen dauert 100 Millisekunden. In dieser Zeitspanne handelt der Computer tausende Aktien. Beim Computer sind Nanosekunden für einen erfolgreichen Trade ausschlaggebend. Vor wenigen Wochen wurde eigens für den Börsenhandel ein neues, modernes Glasfaserkabel zwischen Europa und Amerika in Betrieb genommen, um die Daten noch schneller über den Atlantik zu bringen. Der pure Wahnsinn und für das menschliche Hirn gar nicht greifbar. Ich habe kein Gefühl dafür, was eine Nanosekunde ist. Sie etwa?
Hochfrequenzhandel ist keine Gefahr
Dieser „Wahnsinn“ mag Sie jetzt vielleicht beunruhigen. Muss es aber nicht: Der Hochfrequenzhandel ist nicht so gefährlich, wie es die Medien oft propagieren. Er ist auch nicht für die Bildung von Spekulationsblasen verantwortlich, wie viele Experten behaupten. Im Gegenteil! Der Computerhandel ist überlebenswichtig für die Weltwirtschaft. Wie ich das meine? Dieser maschinelle Handel sorgt für das reibungslose Funktionieren der Finanzmärkte. Er bringt Ungleichgewichte zwischen den Märkten mit entsprechenden Gegengeschäften wieder ins Gleichgewicht. Mit diesen blitzschnellen Transaktionen bleiben die Märkte liquide und das ist elementar für die Weltwirtschaft.
Der Hochfrequenzhandel ist jedoch kein Spielfeld, auf dem Sie sich als Privatanleger tummeln sollten. Klar ist es spannend, sich auch mal damit zu beschäftigen. Das bringt Ihnen jedoch keine entscheidenden Erkenntnisse für Ihre eigenen Investitionen. Es ist vielmehr die Bühne, auf der sich Banken und Großinvestoren Paroli bieten. Sie fahren ja auch nicht gegen Sebastian Vettel Formel 1-Rennen, sondern bleiben mit Ihrem Auto auf der Autobahn.
Mein Tipp für Sie
Wichtig für Sie ist, dass Sie grob verstehen, welche Rolle der Hochfrequenzhandel an den Finanzmärkten spielt, dass er jedoch für Sie und Ihre Anlageentscheidung keine Relevanz hat. Fokussieren Sie sich bei Ihrer Investitionsentscheidung weiterhin auf Ihre bewährten Indikatoren und bleiben Sie Ihrer Strategie treu.
Sie haben die Sendung von Prof. Lesch nicht gesehen? Unbedingt reinschauen: http://bit.ly/1M6Qrnm