In Berlin, München, Bonn oder Wiesbaden haben Sie sie vielleicht schon mal gesehen: In digitalen Lettern zeigen große Uhren an, wie hoch die Staatsschulden sind – und wie rasant sie wachsen.
Kein Wunder, dass da bei dem einen oder anderen Betrachter ein mulmiges Gefühl entsteht. Aber was bedeuten anwachsende Staatsschulden für Ihr Engagement am Aktienmarkt?
Griechenland, Italien, Irland
In der jüngsten Vergangenheit wurde in Europa eindrücklich deutlich: Hohe Staatsschulden können ganze Länder in die Pleite treiben und Krisen in der Wirtschaft und an den Finanzmärkten verursachen. Die schwierige wirtschaftliche Lage von Griechenland dient als ein Beispiel dafür, wie sensibel die Finanzmärkte auf einen Ansturm auf die Banken reagieren können.
Dass Anleger also grundsätzlich verunsichert sind, wenn die Staatsverschuldung ansteigt und kritische Punkte überschreitet, verstehe ich gut. Das Horror-Szenario, dass viele Crash-Propheten aber in solch einem Fall häufig entwerfen, halte ich für voreilig und übertrieben.
So berichtete das Handelsblatt beispielsweise im Oktober 2014 von einer Experten-Warnung. Diese prophezeite mit der Aussage „Der Irrsinn wird einem Knall enden“ eine schwierige Zeit für die Finanzmärkte aufgrund der wachsenden Staatsverschuldung beispielsweise in Europa und den USA.
Keine voreiligen Schlüsse
Solche beunruhigenden Artikel, die ein Horror-Szenario entwerfen, gehören zu einer umfassenden Berichterstattung. Lassen Sie sich aber von solchen pauschalen Crash-Prophezeiungen nicht verunsichern! Denn für eine solche Weitsicht fehlen belegbare Indizien.
Ich konzentriere mich lieber auf die Faktenlage – und die enthüllt eher gegenläufige Zusammenhänge:
Wenn Sie etwa die Entwicklung der Staatsschulden in Deutschland betrachten, sehen Sie, dass es Perioden gibt, in denen sowohl Staatsschulden als auch Aktienkurse steigen. Teilweise lässt sich aber auch ein Zusammenhang zwischen fallenden oder stagnierenden Aktienkursen und sinkender Verschuldung feststellen – zum Beispiel im Zeitraum von 2015 bis 2018.
Obwohl sich eine eindeutige Aussage über die Zusammenhänge von Aktienkursen und Staatsschulden nicht treffen lässt, ist eine Tendenz sichtbar: Beide Parameter entwickeln sich häufiger in die gleiche Richtung als in gegensätzliche.
Was sagt die Höhe von Staatsschulden aus?
Nicht, dass bei Ihnen nun ein falscher Eindruck einsteht: Ich heiße es nicht gut, wenn ein Staat sich immer weiter verschuldet. Dass dies viele Risiken für Wirtschaft und Gesellschaft birgt, ist unbestritten. Dennoch gibt es keine Anhaltspunkte dafür, dass bei einer Zunahme der Staatsverschuldung zwingend ein Einbruch am Aktienmarkt droht. Aus den bisherigen Entwicklungen lässt sich auch nicht ableiten, ob es eine feste Obergrenze gibt, ab der die Staatsverschuldung gefährlich für den Aktienmarkt ist.
Ich hoffe, diese Tatsachen helfen Ihnen als Anleger dabei, bei Ihrem nächsten Besuch in Berlin, Bonn, Wiesbaden oder München etwas entspannter auf die Schuldenuhren schauen zu können.
Übrigens, noch mehr interessante Fakten, auch über den Zusammenhang von Staatsschulden und Aktienmärkte, habe ich in meinem Buch „Börsen-Phasen entschlüsseln“ dargelegt.
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