Vorsicht, wenn Krieg bevorsteht! Das ist nicht nur politisch und menschlich eine Katastrophe, sondern auch ein Schreckensszenario für Anleger. Aber nur für die, die nicht vorbereitet sind.
Sicher gibt es viele Beispiele von Kriegen und Terroranschlägen, die Auslöser für eine heftige Talfahrt an den Börsen waren.
Der Golfkrieg
Nehmen Sie den Golfkrieg 1990: Als der Irak unter Saddam Hussein überraschend Kuwait überfiel, brachen die Börsen weltweit heftig ein. Die ganze Welt war geschockt als die Bilder brennender Ölfelder von den Medien verbreitet wurden. Der Ölpreis reagierte heftig und stieg kräftig an. Parallel zum steigenden Ölpreis wuchs die Angst, dass das Öl nun knapp und dauerhaft teurer werden würde. Und höhere Kosten für Öl sind bekanntlich nicht positiv für die Wirtschaft und die Börse. Schnell wurde klar, dass die Welt dem Überfall nicht tatenlos zusehen werde und stellte ein Ultimatum für den Rückzug. Monate vergingen, in denen in den Medien ständig neue Drohungen und Schreckensszenarien zu lesen waren. Es war zuletzt eine ausgemachte Sache: Wenn die Alliierten zum Gegenschlag ausholen, kommt es „knüppeldick“. Aber „oh Wunder“: An dem Tag im Januar 1991, als die Alliierten angriffen, sprangen die Börsen steil nach oben, der DAX stieg um rund zehn Prozent – an einem einzigen Tag.
Doch, wie kam es dazu? Welches Phänomen steckt dahinter?
Kriegspsychologie an der Börse
Bei solchen Begebenheiten wird dann gerne die Psychologie herangezogen. In der Rückschau lässt sich ja auch immer schnell eine Erklärung, ein Massenphänomen oder sogar ein historischer Vergleich für das Verhalten der Anleger finden.
Nehmen Sie den zweiten Weltkrieg und und die Wallstreet: Beim Ausbruch des Krieges in Europa 1939 schossen die Kurse steil nach oben. Die Anleger, die Angst vor dem Schreckensszenario hatten, haben Ihre Aktien lange vor dem Beginn des Krieges verkauft, um einem möglichen Crash zuvorzukommen. Und Spekulanten haben sogar über entsprechende Finanzinstrumente Leerverkäufe getätigt, das heißt, sie haben Aktien verkauft, die sie zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht besaßen. Doch dieses Spekulationsgeschäft ging nicht auf: Die Börsen stiegen schnell wieder und die Aktien, die die Investoren nun kaufen mussten, um den Leerverkauf zu füllen, waren extrem teuer.
Eine wirkliche Gesetzmäßigkeit, die auch künftig Anwendung findet und aus der Anleger Entscheidungen ableiten können, gibt es jedoch nicht. Anders war es, als im Mai 1940 der Westfeldzug der deutschen Wehrmacht begann: Die Börsen gingen weltweit wieder auf Talfahrt.
Börsenpsychologie ist kein Wegweiser
Und genau das ist der Punkt: Es gibt keine massenpsychologischen Regeln, auf die Sie bei Ihren Anlageentscheidungen zurückgreifen können. Jedenfalls nicht, um darauf eine verlässliche Börsenstrategie zu bauen. Denn es ist immer von den handelnden Personen, dem Informationsfluss und dem Kontext abhängig, was tatsächlich passiert.
Wenn Ereignisse bereits bekannt geworden sind, hat der Markt das schon eingepreist. Geschieht etwas unvorhergesehen und der Markt wird überrascht, sind Kurssprünge möglich. Manchmal passiert aber auch nichts, wie zuletzt bei den Anschlägen in Paris zu beobachten war.
Die Betrachtung der Börsen nach psychologischen Gesichtspunkten hilft Anlegern nicht weiter. Greifen Sie bei Ihrer Entscheidung also besser auf mathematische Erkenntnisse und verlässliche Börsenindikatoren zurück.
Aber die Börsenpsychologie können Sie sich selbst zu Nutze machen – betreiben Sie Eigenanalyse: Beobachten Sie, wie Sie auf reißerische Schlagzeilen in den Medien reagieren. Schauen Sie, ob Sie panisch werden oder entspannt bleiben, wenn es Unternehmenskrisen oder einen Terroranschlag gibt und die Kurse schlagartig fallen. Schätzen Sie ganz objektiv ein, ob Sie eine positive oder negative Grundhaltung haben. Schließlich kennen Sie sich selbst am besten und können reflektieren, was der Auslöser für Ihre Reaktion ist.
Erklärungen im Nachgang
Warum das so wichtig ist? Damit Sie an der Börse erfolgreich sind, müssen Sie sich nur auf sich selbst konzentrieren. Nur Ihre persönliche Einstellung und Ihre Einschätzung über Entwicklungen von Märkten und Unternehmen zählt bei der Entscheidung, in welche Titel Sie investieren. Damit Sie ein klares Bild über sich selbst und Ihre Meinung haben, sollten Sie sich daher reflektieren. Denn dies ist die alleinige Grundlage für Ihre Anlageentscheidungen.
Denken Sie immer daran: Psychologische Erklärungen für die Reaktion der Börsen auf bestimmte Ereignisse werden immer nachgereicht. Sie helfen Ihnen an Börse aber nicht weiter, denn Psychologie ist immer auf Individuen ausgerichtet und nicht auf die Masse. Betreiben Sie lieber Eigenanalyse und festigen Sie Ihren Standpunkt, indem Sie sich reflektieren. Dann lassen Sie sich auch nicht von anderen Meinungen beeinflussen.