Kann der Flügelschlag eines Schmetterlings in Brasilien einen Tornado in Texas auslösen?
Die Schmetterlingstheorie als Teil der Chaostheorie lässt diese Überlegung zumindest zu. Kleinste Auslöser verstärken sich in der Kettenreaktion selbst und verbreiten Chaos, mächtig viel Chaos.
Ob der seit März wieder stark gestiegene Ölpreis der unheilstiftende Flügelschlag für die Börse ist und was das für Ihre Anlage bedeutet? Das sind die Fakten:
Steigende Energiekosten – ein Problem für die Börse?
Seit Januar ist der Ölpreis von knapp unter 30 USD je Barrel auf über 45 USD gestiegen. Und wie sich ein starker Ölpreisanstieg auf den Aktienmarkt auswirkt, können Sie mehrfach in der Börsengeschichte ablesen: Zum Beispiel war 1973/1974, 1979/1980 sowie 2007/2008 zu beobachten, dass die Weltwirtschaft mit zu stark gestiegenen Energiepreisen deutlich zu kämpfen hatte. Das belastet viele Unternehmen und die Aktienkurse brachen schließlich ein – und selbst die Aktien der Ölproduzenten konnten sich dem darauffolgenden allgemeinen Abschwung letztlich auch nicht entziehen.
Für Sie als Anleger stellt sich nun die Frage: Welche Auswirkungen wird der Ölpreisanstieg in diesem Jahr haben?
Meine Beobachtungen an der Börse zeigen deutlich: Die wieder stark und seit Februar deutlich zu schnell gestiegenen Energiepreise, insbesondere der Ölpreis, haben das Fass im wahrsten Sinne des Wortes zum Überlaufen gebracht. Meine Marktanalyse und Berechnungen zeigen: Erstmals seit zwei Jahren stehen die Zeichen an der Börse für Anleger auf Aussteigen.
Börsenfaktoren wirken exponentiell
Jetzt fragen Sie sich vielleicht, wie ich zu dieser Erkenntnis komme. Schließlich scheinen die Märkte momentan stabil zu sein und die Börsenexperten und Medien sprechen bisher keinesfalls von einem bevorstehenden Crash.
Nun ja, aus 25 Jahren Forschung und der Analyse von über 100 Börsenjahren konnte ich unter anderem diese wichtige Erkenntnis ableiten: Die Einflußfaktoren an der Börse verlaufen nicht linear, sondern exponentiell.
Wenn Sie sich die Entwicklung anschauen, können Sie erkennen, dass sich die Börsen bereits seit etwa elf Monaten in einem schwierigen Fahrwasser befinden und es gab ja auch sehr große Schwankungen. Dennoch überwogen die positiven Faktoren bisher die negativen Faktoren, so dass der Aktienmarkt sich immer wieder erholen konnte. Erst wenn weitere Faktoren hinzukommen – wie momentan der gestiegene Ölpreis –, entscheidet sich kurzfristig und dann zumeist überraschend, ob eine Trendwende am Markt eingeleitet wird.
Kurzfristiger Sell-out oder nachhaltige Baisse
Aber wie lang? Wird dieser Flügelschlag die Märkte ins Chaos stürzen oder bleibt es bei einem kurzfristigen Sell-Out und die Märkte stabilisieren sich schnell wieder? Vielleicht wird das auch ein kräftiges Durchatmen vor einer anstehenden Hausse? Sie sollten alle diese Möglichkeiten in Erwägung ziehen – folgendes lehrt die Börsenhistorie:
Möglicherweise kommt es zu einem kurzfristigen Sell-Out. Nach wenigen Tagen ist dann der Mini-Crash vorbei und die Kurse schwingen zurück auf ihr altes Niveau. Im Oktober 1989 gab es eine ähnliche Konstellation: Eine geplatzte Übernahme der Fluglinie United Airlines in den USA löste einen weltweiten Mini-Crash aus. Auch damals ging dem ein schwacher US-Dollar, ein steigender Ölpreis sowie inverse Zinsstrukturen z.B. in den USA und Deutschland voraus. Die Märkte brachen kurzfristig ein, der Dax verlor 15 % und ein Wiedereinstiegssignal erfolgte rund 11 % unter dem Ausstiegssignal.
Denkbar ist auch, dass die Börse in den nächsten Monaten, gemessen am heutigen Kursniveau, in einem Schwankungskanal von 10 bis 15 Prozent verläuft und dann noch einmal stark einbricht. Ein solches Szenario gab es z.B. im Jahr 2011: Damals war der Dollar schwach, hinzu kamen höhere Anleihezinsen und Rohstoffpreise. Die Märkte liefen fast ein halbes Jahr lang in einem engen Kanal bevor es ab August 2011 zu einem heftigen Einbruch kam. Gemessen vom Ausstiegssignal bis zum Wiedereinstieg im September 2011 hatte der DAX rund 28 % verloren.
Oder die Märkte verhalten sich wie im Jahr 2014: Trotz schwachem US-Dollar und steigenden Rohstoffpreisen passierte nichts Kritisches. Wenn dann ein starkes Kaufsignal folgt, steigen Anleger wieder auf demselben Preisniveau oder etwas höher in den Aktienmarkt ein.
Aktien verkaufen oder halten?
Nun kann keiner voraussagen, wie sich die Märkte tatsächlich entwickeln werden. Eine zuverlässige Methode, die alle Aufs und Abs bestimmen kann, gibt es einfach nicht. Aber das ist auch überhaupt nicht wichtig und zielführend!
Viel wichtiger ist es, dass Sie Methoden nutzen, die Ihnen dabei helfen, zu unterscheiden, ob sich die Schwankungen an der Börse in regulären Bahnen bewegen oder ob wirklich eine Trendwende bevorsteht. Dafür ist es unerlässlich, dass Sie die wesentlichen Einflussfaktoren kennen, ihre Entwicklung kontinuierlich im Auge behalten und daraus die notwendigen Schlüsse ziehen.
Und damit Sie ein möglicher Crash nicht eiskalt erwischt und Ihr Vermögen verschlingt, machen Sie Ihr Depot jetzt erst einmal krisenfest. Erhöhen Sie die Cashquote deutlich und verkaufen Sie schwache Aktien zeitnah.