„Dieser neue Börsentrend überrascht die Investoren“
So titelt ein Investmentanalyst in der Motley Fool.
Und ja, Trends sind ein mächtiges Tool der Finanzbranche. Finanzinstitutionen nutzen sie beispielsweise, um Fonds aufzulegen und Optionsscheine auf Aktienindizes auszugeben. Denn das Geschäft mit Trends ist millionenschwer.
Steigen die Kurse deutlich an, lassen sich Anleger gerne dazu verleiten, in solche Werte zu investieren, um auch ein Stück vom Kuchen abzubekommen. Das funktioniert anfangs meist auch: Sie verdienen Geld, ebenso wie die Finanzbranche – bis alles zusammenbricht. Und das tut es über kurz oder lang immer.
Das stellt Sie als Anleger nun vor eine schwere Entscheidung: Wenn Sie von einem neuen Hype erfahren, sollen Sie dann noch aufspringen oder lieber die Finger davon lassen?
Die Dekade des Glücks
Ein Blick auf die Historie kann da Aufschluss geben. Meine Forschung zeigt, dass Hypes sich oft über ein Jahrzehnt ziehen, bevor die Kurse stark einbrechen. Natürlich unterliegen die Kurse aber auch während eines Hypes Schwankungen und es gibt zwischenzeitlich kleinere Einbrüche.
Beispiele für solche Hypes gibt es in der Geschichte genug: In den 80er Jahren war Japan ein aufsteigender Markt, von dem viele Anleger profitierten, bis die Börse um die Jahrzehntewende einbrach. Abgelöst wurde der Hype um Japan von den Tigerstaaten, also Singapur, Südkorea und Taiwan. Auch dieser Trend hielt sich etwa zehn Jahre – in den 90ern – bevor sich die BRIC-Staaten in den 2000ern in große Höhen aufschwangen. Mittlerweile haben wiederum auch die BRIC-Staaten große Probleme, obwohl sie zuvor DAS Invest waren. Aber heute behauptet niemand an der Börse mehr, dass die Zukunft von Brasilien, Russland oder auch vom Schicksal Chinas entschieden wird und dort leichtes Geld zu verdienen ist.
Modeerscheinungen an der Börse
Was Ihnen diese Beispiele zeigen? Trends an der Börse sind wie Modeerscheinungen: In den 70ern waren es Schlaghosen, in den 80ern Karottenhosen, die 90er brachten die Latzhose, die in den 2000ern von der engen Hüfthose abgelöst wurde. Trends kommen und gehen. Am Anfang ist es sicherlich sinnvoll, dabei zu bleiben – steigen Sie aber zu spät ein, sind Sie out.
Nur wann ist der richtige Zeitpunkt, einzusteigen? Genau hier liegt die Krux. Denn natürlich ist es sinnvoll, bei einem Hype dabei zu sein und Rendite zu erzielen. Aber wenn der Trend offensichtlich und in den Medien abseits der Finanzpresse angelangt ist, ist es eigentlich schon zu spät. Denn dann stehen die Kurse bereits sehr hoch und der Crash steht kurz bevor.
Nehmen Sie die Internetblase als Beispiel. Der Aufstieg der New Economy-Konzerne hat eigentlich schon 1996/97 angefangen. Wären Sie zu diesem Zeitpunkt eingestiegen, hätten Sie große Gewinne machen können. Aber wirklich in den breiten Medien angekommen ist der Trend erst 1999/2000 – also kurz bevor die Blase platzte.
Rechtzeitig aussteigen
Ja, es ist schwer, den Ausstiegspunkt rechtzeitig zu erkennen.1999/2000 hatten erfahrene Leute ein höchst ungutes Gefühl mit der Internetblase. Dennoch hat es noch über ein halbes Jahr gedauert, bis der Crash tatsächlich kam.
Das Problem mit den Börsenhypes ist also: Sie müssen einerseits rechtzeitig einsteigen – im Prinzip noch bevor es alle anderen Anleger tun – und dann den günstigsten Ausstiegspunkt finden, bevor der Crash kommt.
Darum mein Rat an Sie: Lassen Sie sich nicht erst von Hypes verleiten. Wenn Sie von einem Megatrend erfahren, ist es eher Zeit, sich von den Aktien zu verabschieden. Um an der Börse erfolgreich zu sein, kommt es auf etwas ganz anderes an: die Antwort auf die Frage, ob es zu gegebenem Zeitpunkt überhaupt Sinn macht, in Aktien investiert zu sein – und wenn ja, in welcher Branche und welchen Regionen. Danach bleibt es spannend und es gilt abzuwarten, was als nächstes passiert.
Also vergessen Sie die Mega-Trends an der Börse und schauen Sie, was für Sie und Ihre Anlagestrategie passt. So werden Sie erfolgreicher als mit jedem Mode-Trend, dem Sie nachlaufen.
PS: Einen neuen Mega-Trend kann ich an der Börse übrigens derzeit noch nicht erkennen. Den braucht es aber, damit die Finanzindustrie mit griffigen Formulierungen und darauf ausgelegten Finanzprodukten eine Großzahl unwissender Anleger ködern kann.