Warren Buffett, George Soros etc. – Gurus gibt es an der Börse genug. Da stellt sich die Frage: Ist es weise, diesen Gurus zu folgen? Können Sie erfolgreich sein, wenn Sie sich an ihnen orientieren – schließlich machen diese zum Teil Millionen Gewinne mit Ihren Investitionen?
Fakt ist: Ein Investor wie Buffett kauft ständig irgendwelche Aktien und verkauft andere. Als Privatanleger können Sie das alles gar nicht nachvollziehen. Denn Sie wissen ja nicht, welche Überlegungen und welche übergreifende Strategie dahinter stecken. Sie können nicht wissen, warum die Gurus tun, was sie tun. Sie sehen winzige Investitionen, die Spitze des Eisbergs.
Das kann wahnsinnig irreführend sein. Einmal ganz abgesehen davon, dass auch Gurus so richtig daneben liegen können. 2013 besaß Warren Buffett beispielsweise ein 13-Milliarden schweres Aktienpaket am IT-Riesen IBM. Die Aktie notierte damals bei um die 200 US-Dollar. Bis Anfang 2016 stürzte die Aktie regelrecht ab, der Kurs fiel bis auf 118 US-Dollar. Ein Verlust von rund 40 Prozent, den auch Buffett zu beklagen hatte.
Nicht an Gurus orientieren
Wenn sich Anleger aber nicht an den großen Börsengurus orientieren können, wie sollen sie dann ihre Anlageentscheidung treffen? Müssen sie fortan aufwendige Unternehmensanalysen selbst vornehmen?
Keine Sorge, das brauchen Sie nicht. Betriebswirtschaftliche Analysen sind nicht wirklich wichtig für Ihre Anlageentscheidung. Außerdem gibt es dafür einen ganzen Berufszweig von studierten Unternehmensberatern, die sich den ganzen Tag ausführlich damit beschäftigen, einzelne Unternehmen bis ins Kleinste zu durchleuchten und zu bewerten. Denen können Sie nicht den Rang ablaufen.
Also verschwenden Sie Ihre Zeit erst gar nicht mit einer solchen Analyse. Sie können eh nicht hinter die Kulisse der Unternehmen schauen – und öffentliche Daten sind nicht selten geschönt.
Mit den richtigen Kennzahlen zum Erfolg
Was Sie wirklich brauchen, sind die richtigen Kennzahlen. Der wichtigste Tipp dabei: Verwenden Sie Größen, die mit dem Umsatz zu tun haben wie das Kurs-Umsatz-Verhältnis oder den Pro-Kopf-Umsatz. Kennzahlen, die auf dem Gewinn eines Unternehmens beruhen, sind meist weniger aussagekräftig, weil der Gewinn bilanztechnisch gerne aufgehübscht wird. Mit dem Umsatz geht das nicht. Daher ist er eine realistische Kennzahl und bietet gute Anhaltspunkte, ob eine Aktie fair bewertet ist.
Das Kurs-Umsatz-Verhältnis
Das Kurs-Umsatz-Verhältnis gibt beispielsweise an, mit dem Wievielfachen des Jahresumsatzes ein Unternehmen an der Börse bewertet ist. Als Faustregel gilt: Wenn das Verhältnis 1:1 ist, ist das Unternehmen eher fair bewertet, weil das Unternehmen an der Börse so viel wert ist, wie es in einem Jahr an Umsatz erzielt.
Doch Vorsicht: Manche Branchen sind im Allgemeinen meist höher bewertet, wie beispielsweise die Pharmabranche mit im Schnitt 3:1. Andere, wie die Baubranche, sind eher niedrig bewertet – mit momentan etwa 1:2. Deshalb sollten Sie das KUV eines Unternehmens immer mit dem anderer Unternehmen der Branche vergleichen. Wenn sich dort exorbitante Abweichungen nach oben auftun, lassen Sie lieber die Finger davon.
Der Pro-Kopf-Umsatz
Der Pro-Kopf-Umsatz ist eine bedeutungsvolle und doch von den meisten vernachlässigte Kennzahl. Sie gibt an, wie viel Umsatz ein Unternehmen pro Mitarbeiter macht, also ob das Unternehmen rentabel arbeitet oder nicht. Das gibt einen Hinweis darauf, ob es über- oder fair bewertet ist. Berechnet wird der PKU so: Jahresumsatz dividiert durch die Anzahl der Mitarbeiter.
Als Beispiel können Sie E.ON und RWE heranziehen. Der Pro-Kopf-Umsatz von E.ON ist doppelt so hoch wie der von RWE. Das könnte mit verantwortlich dafür sein, warum RWE schlechter im Markt liegt und Sie deshalb dort nicht einsteigen sollten.
Auf den Gesamtkontext achten
Diese beiden Kennzahlen sind schon sehr aufschlussreich. Wichtig ist allerdings, dass auch sie nur einen Teilausschnitt beleuchten. Aktien müssen trotzdem auch im Gesamtkontext betrachtet werden: Wie verhält sich der Markt im Allgemeinen, wie sind die Zinsen, wie verhält sich eine Branche und eine Region etc. Das ist eine gute Grundlage für Ihre Anlageentscheidung – ganz im Gegensatz zu dem Versuch, beurteilen zu wollen, was ein Warren Buffett da so macht.