Egal, ob Aral, BP, Esso oder Shell – die Anzeigen an den Tankstellen laden die Autofahrer derzeit zum Volltanken ein.
CHANEL, Johnson & Johnson, Beiersdorf AG, Unilver und Co. – die Kosmetikindustrie kann für die Produktion günstig Mineralöl erwerben.
Öl steckt in Kunststoffen, Farben, Medikamenten, wird zur Herstellung von Elektrizität verwendet und beschert den Menschen ein warmes Zuhause.
Getrübte Stimmung um den Ölpreis
Das sind nur ein paar wenige Beispiele, bei denen Sie sehen können, das sich ein geringer Erdölpreis positiv auswirkt. Statt sich zu freuen, schimpfen viele auf den niedrigen Ölpreis. Überall können Sie negative Schlagzeilen und Expertenmeinungen vernehmen – die getrübte Stimmung am Ölmarkt und an der Börse suggeriert Ihnen als Anleger, dass nun auch ein tiefer und schwerer Absturz an den Aktienmärkten droht.
Das sehe ich vollkommen anders!
Selbstverständlich führt der Preisverfall bei den ölproduzierenden Ländern wie Russland, Saudi-Arabien oder Venezuela und den Ölfirmen zu geringeren Einnahmen. Die Zulieferbetriebe erhalten weniger Aufträge und ihre Arbeitsplätze sind in Gefahr. Aber ganz so schlecht kann es der Branche nun auch wieder nicht gehen, wenn die Förderkosten bei ca. 4 bis 5 Dollar je Barrel liegen und der Verkaufspreis momentan immer noch um die 30 Dollar-Marke pendelt.
Aber dennoch beschwören die Pessimisten eine Ölpreis-Krise herauf – die neben der China-Krise dafür verantwortlich ist, dass die Weltwirtschaft bald in den Abgrund stürzt. Der Focus geht in einem aktuellen Bericht sogar soweit, dass sich die Deutschen nicht über billigen Sprit oder Heizöl freuen sollen, weil die Ölförderländer nun teilweise am Hungertuch nagen. Über diese Sorgen wären die heutigen Pessimisten von den Industrieländern zur Zeit der Ölkrisen von 1973 und 1979 sicher belächelt worden.
Freuen Sie sich lieber
Finden Sie nicht auch, dass sich die Verbraucher trotz der negativen Auswirkungen für manche über billiges Benzin und Heizöl freuen sollten? Schließlich bleibt dann mehr Geld fürs Sparen und Konsumieren übrig. Und mehr Konsum erfreut doch auch die Wirtschaft. Gleiches gilt für die zahlreichen Unternehmen, die den Rohstoff Erdöl nun besonders billig einkaufen können.
Nehmen Sie etwa die Transportunternehmen oder Fluggesellschaften. Bei der Lufthansa und anderen Airlines beispielsweise haben sich die Einkaufspreise eines Hauptkostenblocks in den letzten Jahren nunmehr geviertelt – diese Unternehmen und damit auch deren Aktienkurse profitieren massiv davon.
Für mich ist die Ölpreiskrise keine Krise, sondern ein riesiges Konjunkturpaket, denn 90 % der Weltwirtschaft profitieren von einem geringen Rohstoffpreis. Es gibt in meinen Augen deutlich mehr Gewinner als Verlierer.
Und dann sind da noch die Großkonzerne wie etwa Siemens. Sie geraten sowohl beim steigenden als auch fallenden Ölpreis in die Schlagzeilen. Denn steigt der Ölpreis, sahnt die eine Sparte ab, fällt er, profitiert ein anderer Konzernbereich davon – andersherum natürlich ebenso. Und hier haken jeweils auch die Pessimisten und Medien ein. Egal, wie sich der Ölpreis entwickelt, sie finden und betonen die negativen Auswirkungen.
Kein Grund zur Sorge
Doch Sie können mir glauben: Die Angst ist unbegründet. Die Gefahr für die Wirtschaft liegt vielmehr in hohen und steigenden Ölpreisen, wie es in den Jahren 1973/1974, 1979/1980 sowie 2007/2008 zu beobachten war. Hingegen folgten nach dem starken Ölpreisverfall von 1985/1986, 1997/1998 und auch 2008/2009 steigende Aktienkurse.
Für Sie ist es wichtig zu wissen, dass ein niedriger Ölpreis wie ein Konjunkturprogramm wirkt und welche Unternehmen davon profitieren. Dann fällt es Ihnen auch leichter, die passenden Titel für ein lohnendes Invest zu finden.
Und seien Sie mal ehrlich: Was ist wichtiger? Dass es den 10 % der Wirtschaft gut geht, die in der Ölindustrie tätig sind, oder dass das gesparte Geld den Großteil der Weltwirtschaft belebt?