Ein gescheiterter Militärputsch und die Gefahr einer weiteren Eskalation. Terroranschläge, Attentate, Amokläufe – die Nachrichten sind voll davon. Die Angst vor den unterschiedlichsten Krisenherden geht um. Das ist nicht nur menschlich eine Katastrophe, sondern auch ein Schreckensszenario für Anleger. Denn wenn die Welt in der Krise versinkt, ist der Sturzflug der Aktienkurse auch nicht weit. Oder?
Wie die Börse auf Kriege reagiert
Der Golfkrieg 1990, als der Irak überraschend Kuwait überfiel, ist das beste Beispiel: Damals brachen die Börsen weltweit heftig ein, als die Bilder von brennenden Ölfeldern um die Welt gingen. Die Angst vor Ölknappheit und infolgedessen horrenden Kosten ging um. Zusätzlich begleiteten die Medien die Zeit bis zum Angriff der Alliierten mit Schreckensszenerien, dass es bei einem Gegenschlag „knüppeldick“ kommen würde. Die Anleger verkauften, was nur ging.
Es gibt aber auch Gegenbeispiele, wie die Wallstreet im zweiten Weltkrieg: Als 1939 der Krieg in Europa ausbrach, schossen die Kurse steil nach oben. Warum? Weil die institutionellen Anleger ihre Aktien schon im Voraus verkauft hatten – eben gerade aus Angst vor dem bevorstehenden Krieg und einem daraus resultierenden möglichen Crash. Soll heißen: Noch vor Ausbruch ging es bergab, danach erholten sich die Börsen schnell wieder. So wie übrigens auch im ersten Beispiel: Entgegen den in den Medien prophezeiten Horrorszenarien schossen die Börsenkurse beim Gegenschlag der Alliierten um rund zehn Prozent nach oben– an einem einzigen Tag und in der Zeit danach stiegen sie weiter
Nach Vorankündigung unbeeindruckt
Was ich damit sagen will: Es gibt keine Gesetzmäßigkeit, wie die Börse auf Kriege oder andere weltpolitische Krisen reagiert. So sehr die Börsenpsychologen auch danach suchen – es gibt keine massenpsychologischen Regeln, auf die Sie bei Ihren Anlageentscheidungen zurückgreifen können. Jedenfalls nicht, um darauf eine verlässliche Börsenstrategie zu bauen. Denn es ist immer von den handelnden Personen, dem Informationsfluss und der Gesamtsituation abhängig, was tatsächlich passiert.
Beispielsweise davon, ob die Krise schon im Voraus bekannt war. Denn dann hatte der Markt ja schon Zeit, das einzupreisen, bevor es überhaupt passiert. Kurssprünge gibt es dann eher nicht – sondern hauptsächlich dann, wenn etwas Unvorhergesehenes passiert. Und selbst dann können Sie aus dem Ereignis nicht ableiten, ob nun eine lange Talfahrt an der Börse droht oder sich die Kurse rasch wieder erholen. Oder die Börse bleibt einfach unbeeindruckt, egal ob mit Vorankündigung oder unerwartet. Das konnten Sie letztes Jahr bei den tragischen Anschlägen in Paris beobachten.
Begegnen Sie den ständigen Zweifeln durch Selbstanalyse
Wenn Sie mit psychologischen Methoden also nicht vorhersagen können, wie Anleger auf Krieg, Krisen und Anschläge reagieren, woran können Sie sich dann orientieren? Als Verfechter von harten Zahlen sage ich natürlich: einerseits an mathematischen Modellen, die sich über viele Jahrzehnte bewährt haben (müssen).
Dann hilft es andererseits, wenn Sie sich die Psychologie selbst zu Nutze machen, indem Sie Eigenanalyse betreiben. Wenn Sie wissen, wie Sie auf reißerische Schlagzeilen, Unternehmenskrisen etc. reagieren, und ob Sie eher eine positive oder negative Grundhaltung haben sollten, entwerfen Sie ein klares Bild von sich selbst und Ihren Verhaltensmustern. Dann lassen Sie sich auch von den Meinungen und Meldungen anderer nicht beeinflussen, sondern halten an Ihren Prinzipien fest und können so Ihre eigene Anlagestrategie erfolgreich umsetzen.